Die Anfänge
Ende 1997 begann meine ‚Karriere‘ als Hobbykoch. Einige Wochen nach Beginn meines Studiums waren die Angebote der Mensa nicht mehr ausreichend. Mir fehlte etwas, das nicht nur satt sondern auch zufrieden macht. Eben das Essen das man von zu Hause seit vielen Jahren kennt, mit dem man viele Erinnerungen verbindet – und das man erst dann wirklich zu schätzen lernt.
Ohne jegliche Ahnung vom Kochen rief ich meine Mutter an, um zu erfahren wie Rinderrouladen gemacht werden. Mit dem Telefonhörer am Ohr schrieb ich die Liste der Zutaten auf und machte mich auf den Weg zum Einkaufen. Schon die Auswahl der Zutaten hat mich überfordert: Welcher Senf ist der richtige? In welchem Verhältnis brauche ich Speck und Roudladenfleisch? Letztlich stapfte ich mit einer vollen Einkaufstasche in die kleine Küche im Studentenwohnheim und begann zum ersten Mal zu kochen. Einige Male musste ich wieder zum Telefonhörer greifen und nachfragen. Aber zum Schluss lagen tatsächlich Rouladen auf dem Teller. Und sie schmeckten fast so gut wie zu Hause.
Fast jedes Wochenende wiederholte sich diese Prozedur. Einige Versuche glückten, andere endeten fast in einer Katastrophe. Einmal stand ich am Herd und gab Öl zum Aufheizen in einen großen Topf. Mein Telefon klingelte. Aber ich wähnte meine in der Küche anwesenden Mitbewohner als aufmerksame Aufpasser. Als ich zurück Richtung Küche ging, roch es im Flur schon brenzlig. Da war ich noch sicher, dass jemand das unter Kontrolle hat. Als ich die Küchentür öffnete, schwebten dichte Rauchschwaden über den angeregt diskutierenden Köpfen. Aber bevor ich den Mund aufmachen konnte, entzündete sich mit einer Stichflamme das Öl im Topf. Ich habe nie wieder einen so schwarzen Topf gesehen.
Der Jazz beim Kochen
Ein großes Orchester funktioniert nicht ohne Dirigent. Ohne ihn verliert ein Sinfoniekonzert sein großartiges Klangbild. Jazz kommt ohne lang eingeübte Klangfolgen aus. Die Musiker folgen einem groben, gemeinsamen Plan. Die Musiker füllen diesen Rahmen im Moment mit Musik.
Ein Rezept ist eine Anleitung wie Zutaten vermischt und verarbeitet werden sollen, um ein Gericht zuzubereiten. Einer solchen Anleitung kann man sehr eng folgen … oder sie nach den eigenen Vorstellungen auslegen.
Eines meiner ersten Kochbücher war Basic Cooking. Es ist immer noch Ausgangspunkt einiger meiner Rezepte.
Rezepte online?
Am Anfang stand eine langsam ausufernde Rezeptsammlung. Ursprünglich wollte ich meine besten Rezepte in ein immer griffbereites Notizbuch übertragen. Geklappt hat das nicht. Einige Rezepte habe ich mit meinen Anmerkungen übertragen, andere habe ich als herausgerissene Seiten aus Zeitschriften gestapelt. Und dann ist da noch die vage Ortskenntnis guter Rezepte in meiner Sammlung von Kochbüchern – mit ebenso vagen Erinnerungen an meine Anpassungen. Eine Situation weit entfernt davon, für Urlaub oder andere Anlässe alle Lieblingsrezepte griffbereit zu haben. Jetzt wo die nächste Information nur noch einen Handymast weit entfernt ist, muss ich nicht mehr daran denken das Notizbuch auch einzupacken.