Widersprüchlich? Inkonsistent? Inkonsequent? – Welches Wort trifft es am besten? Aber bei diesem Nachtisch verhält sich wahrscheinlich jeder Mensch so. Würde mir jemand einfach nur die Zutatenliste unter die Nase halten, würde ich dem- oder derjenigen davon abraten: Fett und Zucker in großen Mengen, dazu Alkohol, rohes Ei und Kaffee. Im Supermarkt würde ich meinen Kindern sagen: »Stell das zurück ins Regal. Das ist total ungesund.« Aber die Herkunftslegende des Tiramisu erklärt eindrücklich warum es trotzdem ein so heiß geliebter Nachtisch ist.
In den 50er Jahren soll ein Gast in einer Trattoria in der Provinz Gorizia ausgerufen haben »Ottimo, c’ha tirato su.«, nachdem ihm der Nachtisch serviert worden war. Das heißt übersetzt: »Optimal, das hat mich hochgezogen.« Der Inhaber nannte es daraufhin im dortigen Dialekt: Tireme su.¹²
Wenn ich vorher nicht schon deutlich über den Hunger gegessen habe, kann ich das nur bestätigen. Im Idealfall ist es ein wunderbar harmonisches Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Zutaten: Der herbe Geschmack des Espresso und des Kakaos, die die Süße des Zuckers ausgleichen; das Aroma des Mandellikörs, eingebettet in die geschmackstragende Mascarpone; Und deren cremige Konsistenz steht wiederum im Gegensatz zu den noch ganz leicht bissfesten Löffelbiscuits. Insgesamt eine Kombination, die glücklich macht. Allerdings nur, wenn es eine begrenzte Kostbarkeit ist. Wer den Gästen so viel davon gibt, dass auch der Appetit gestillt ist, muss anschließend nicht mehr auf anregende Gespräche hoffen.
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¹ Squires, Nick. 2016. Italian regions battle over who invented tiramisu. The Telegraph. Zuletzt aufgerufen am 26.11.2017.
² PDD, Andrsvoss, et.al. Tiramisu. Wikipedia. Zuletzt aufgerufen am 26.11.2017.
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